PRESSE-BEREICH

PRESSESTIMMEN „FLASCHENPOST“

ORF – a.viso – April 2011





Der Standard – Printausgabe – 9./10. April 2011

Treibhauswarme Oper

Die freie Gruppe Oper unterwegs spielt mit Georges Aperghis’ Flaschenpost im Hallenbad Hütteldorf - Unbedingt hingehen.


Wien – Eine schöne Vorstellung: Oper immer anderswo erleben, im Alltags-Umfeld und nicht in der 50er-Jahre-Klassizismus-Herberge am Opernring: La Bohème mal in einer Mansardenwohnung in Fünfhaus, Carmen bei den Austria Tabak.

Die freie, von Helga Utz gegründete Gruppe Oper unterwegs macht das so: 2009 wurde zu Ingeborg Bachmann und Olga Neuwirth S-Bahn gefahren, 2010 litt Kafkas Jäger Gracchus in den Weiten der Ankerbrotfabrik. Und 2011? Da geht man ins Hallenbad Hütteldorf, um Georges Aperghis' Récitations für Solostimme (1978) zu erleben.

Und es ist ein Erlebnis: Allen voran dank Franziska Sörensen, die in Flaschenpost durch reale Badekulissen wandert, wie sie durch Aperghis’ Text-, Ton- und Geräuschlandschaften stimmwandelt: trittsicher, grenzbizarr, unbeirrbar (musikalische Leitung: Raoul Grüneis; Inszenierung: Helga Utz). Ein Mann ist auch noch da, der aber nicht viel zu tun hat (Benjamin Lew-Klon), und ein Mädchen, wie es das Burgtheater nicht mädchenhafter hinbekommen würde (Fiona Aschenbrenner).

Und so sitzt oder liegt man da, eingelullt in die Treibhauswärme, staunt ob all der virtuosen Soundspielereien, die auf leichteste Weise so viel über die engen Verwandtschaftsverhältnisse alles Akustischen klar machen, und freut sich ob der idealen Spielstätte – korrespondiert doch der im Hallenbad üppig vorhandene Hall als Urform der Wiederholung super mit dem Bauprinzip des Werks.

Stefan Ender




giornaledellamusica.it – 8. April 2011 (Übersetzung)

DIE FASZINATION DES SCHWIMMBADS

Flaschenpost von Georges Aperghis
Oper Unterwegs

Aperghis in einzigartigem Spielort


Musiktheater muss beweglich bleiben, sich unter die Leute mischen und das öffentlich-städtische Gefüge durchdringen: Dies ist die ästhetische Philosophie, die die Produktionen der Wiener Off-Theater-Gruppe Oper unterwegs auszeichnet. Flaschenpost basiert auf dem Stück Récitations von Georges Aperghis und spielt gänzlich in einem der städtischen Wiener Bäder. Das Stück beginnt – ich glaube, mit Absicht – einige Minuten vor der Schließzeit des Bades unter den neugierigen und freundlich erstaunten Blicken der Badegäste, die sich noch in den Duschen und Umkleidekabinen befinden. Die Partitur für Solostimme von Aperghis, ein experimentelles Werk, beruhend auf Phonetik und den Techniken der stimmlichen Äußerungsmöglichkeiten, wurde Ende der 1970er Jahre geschrieben. Oper unterwegs interpretiert sie in ihrer ganzen Vieldeutigkeit, wie eine Landkarte bedeckt mit zu entschlüsselnden Zeichen und Indizien, die die Fantasie der szenischen Umsetzung und der Zuschauer anregen soll. Das Element Wasser, das die Darstellung umgibt, ruft im Geist die mythologische und archaische Dimension hervor; aber auch aus einer akustischen Perspektive hebt das Wasser das Klangerlebnis auf eine andere Ebene. Tatsächlich gibt der akustische Raum des Bades, reich an Echo und Widerhall und mit dem Plätschern des Wassers im Hintergrund, ganz eigene und neue Klänge von sich.

Die Sänger-Schauspielerin Franziska Sörensen hat das Publikum mit ihrem Vortrag und ihrer geschmeidigen, anregenden und ausdrucksstarken Interpretation mitgerissen und verzaubert. Der Regie ist es gelungen, die Räume zu nutzen und in ihnen die gesamten szenischen und akustischen Möglichkeiten zu präsentieren: von den Umkleidekabinen bis zu den Duschen, von den verschiedenen Schwimmbecken bis hin zu der gewaltigen Wasserrutsche. Trotz der tropischen Hitze und Feuchtigkeit erschien die Darstellung (Dauer: ungefähr eine Stunde) nie statisch. Das Publikum reagierte mit Enthusiasmus, und dem Ensemble ist eine fesselnde Aufführung eines etwas spröden Werkes zeitgenössischer Musik gelungen, das vermutlich mit einem Konzertsaal keinen derart adäquaten Aufführungsort gefunden hätte.

Juri Giannini (Übersetzung Sebastian Kaiser / Christina Eder-Meißner)




giornaledellamusica.it – 8. Aprile 2011 (Original)

IL FASCINO DELLA PISCINA

Flaschenpost, di Georges Aperghis
Oper Unterwegs

Aperghis in singolare location off


Il teatro musicale deve vagare, mischiarsi tra la gente e impregnare il tessuto pubblico cittadino: è questa la filosofia estetica che caratterizza le produzioni della compagnia off viennese Oper unterwegs (opera in movimento). Flaschenpost (il messaggio nella bottiglia) è basato su Récitations di Georges Aperghis ed è stato ambientato completamente in una delle piscine comunali di Vienna, iniziando – credo volutamente – qualche minuto prima dell’orario di chiusura, tra gli sguardi incuriositi e positivamente stupiti dei bagnanti ancora nelle docce e negli spogliatioi. La partitura per voce sola di Aperghis, un affresco sperimentale sulla fonematica e sulle tecniche di emissione vocale, è stata scritta alla fine degli anni ’70. Oper unterwegs la interpreta in tutta la sua ambiguità, come una mappa densa di segni da decifrare e di indizi atti a stimolare la fantasia della trasposizione scenica e degli spettatori. L’elemento acquatico che avvolge la rappresentazione richiama alla mente la dimensione mitologica e atavica; ma anche da un punto di vista acustico, l’acqua porta l’esperienza sonora su altri binari. Lo spazio acustico della piscina, infatti, ricco di eco e riverberi e con lo sciabordare in sottofondo, rende i suoni peculiari e nuovi.

La cantante-attrice Franziska Sörensen ha trasportato e ammaliato il pubblico con una recitazione e interpretazione vocale duttile, stimolante ed espressiva. La regia ha saputo sfruttare gli spazi e presentarne le potenzialità sceniche e acustiche: dagli spogliatoi alle docce, dlle diverse vasche allo scivolo gigante (scivolando). Nonostante il caldo e l’umidità tropicale, l’allestimento (un ora circa) non è risultato mai statico. Il pubblico ha reagito con entusiasmo e alla compagnia è riuscita la lettura coinvolgente di un lavoro ostico della tradizione contemporanea, che forse nella sala da concerto non avrebbe trovato un così adeguato luogo d’esecuzione.

Juri Giannini




ORF.at – 7. April 2011

Flaschenpost
Oper unterwegs im Schwimmbad


Es ist heiß, feucht und riecht nach Chlor. Einsame Rufe dringen durch die leere Halle. Als wäre sie auf einer einsamen Insel gelandet, stolpert eine Frau im roten Abendkleid und barfuß den Beckenrand entlang, läuft über Brücken und stellt sich auf einer künstlichen Halbinsel einen Liegestuhl auf.

An einem Ort, wo normalerweise Alltagskultur stattfindet, wird einige Tage lang zeitgenössisches Musiktheater aufgeführt. Wobei der griechisch-stämmige und in Paris lebende Komponist Georges Aperghis in seinem Werk Récitations sowohl Musik als auch Text sehr fragmentarisch einsetzt. Eine Frau, dargestellt von Franziska Sörensen, gibt das ganze Stück über Teile von Wörtern und Sätzen von sich, singt, spricht, grölt und grunzt, lacht und weint.

Wo Alltag Kunst wird
Helga Utz, Leiterin der Gruppe Oper unterwegs, hat auf Grundlage von Georges Aperghis' Récitations das Stück Flaschenpost konzipiert. Der Komponist spiele in diesem Werk mit den verschiedenen menschlichen Ausdrucksmöglichkeiten, erklärt Utz. Aperghis interessiere immer die Schnittstelle, wo der Alltag in Kunst übergeht, so Utz.

Das Stück Flaschenpost erzählt eine Geschichte in Ansätzen: So einiges, was da im Chlorwasser auftaucht, versetzt die Protagonistin in Verzückung und helle Aufregung: etwa ein Brief, der in einer Flasche ans Ufer geschwemmt wird, oder ein blonder Hüne in weißer Militäruniform, der in herrschaftlicher Pose auf einer Luftmatratze einhertreibt. Und auch die Wasserrutsche spielt in der Dramaturgie schließlich eine entscheidende Rolle.

Glücksfall Schwimmbad
Das frisch renovierte, attraktiv angelegte Hallenbad Hütteldorf bekommt in diesem Rahmen eine eigene Theatralik. Dass man dieses Schwimmbad als Spielort entdeckt habe, sei in mehrfacher Hinsicht ein Glücksfall, sagt Helga Utz: "Erstens finde ich das Schwimmbad außerordentlich schön (...) und es war akustisch geeignet." Manchen logistischen Herausforderungen, etwa die Probenzeiten außerhalb der Badeöffnungszeiten anzusetzen, wurden da gerne in Kauf genommen.

Schon öfter hat die Gruppe Oper unterwegs Orte des Alltags bespielt: 2009 etwa eine historische Schnellbahnstrecke, im vergangenen Jahr die Expedithalle der 100 Jahre alten Ankerbrot-Fabrik. Besonders fühlt sich die Gruppe der zeitgenössischen Musik verpflichtet: So wirkte in den beiden ersten Produktionen die österreichische Komponistin Olga Neuwirth mit.

Sebastian Fleischer




Der neue Merker – 05.2011

Franziska Sörensen hat eine Meisterleistung vollbracht. Diese grandiose Schauspielerin, der man jegliche Rolle zutraut (ich dachte immer wieder an Lady Macbeth ...), der nichts Menschliches fremd zu sein scheint, hat uns 70 Minuten lang in atemloser Spannung gehalten, uns Rätsel aufgegeben, uns bewegt, überrascht, fasziniert, hat das Schwimmbad mit Leben erfüllt – mit einer großen, klangvollen, expressiven Sprechstimme, wie sie heute selten geworden sind. Und trotzdem war es auch Gesang – unartikuliert, wie er vielleicht in Urzeiten der menschlichen Sprache vorausgegangen sein mag. Und wir stellen fest, dass wir eigentlich doch alles verstanden hatten.

Den Mann spielte Benjamin Lew-Klon, ein junges Mädchen, das wiederholt die Heine-Verse Ich weiß nicht, was soll es bedeuten zitierte, vielleicht eine verjüngte Ausgabe der Protagonistin, Fiona Aschenbrenner. Die musikalische Leitung hatte Raoul Grüneis.

Es war dies die letzte von 7 ausverkauften Vorstellungen. (Man soll den Wienern ja nicht nachsagen, dass sie nicht an Neuem interessiert sind.)

Dr. Sieglinde Pfabigan




Opernwelt – 07.2011

Kreativität auf Nebenschienen

Werke von Antheil, Milhaud, Bernstein und Aperghis in der Wiener Fringe-Szene


... Unbedingt erwähnt sei auch die Truppe Oper unterwegs von Helga Utz, der ehemaligen Stuttgarter Dramaturgin, die Oper im Umfeld des Alltags erlebbar machen möchte und immer wieder auf der Suche nach neuen Spielplätzen ist. Nach Produktionen in einem S-Bahn-Zug vor zwei Jahren sowie in der Expedithalle einer Brotfabrik im Vorjahr brachte man nun im Hütteldorfer Hallenbad Flaschenpost heraus, ein Stück nach Georges Aperghis' Récitations für Solostimme (1987). Franziska Sörensen, angeregt von Raoul Grüneis (musikalische Leitung) und Helga Utz (Inszenierung), gibt die mysteriöse Frau, deren Spuren wir hier folgen, mit selbstverleugnendem Einsatz: sprechend, singend, kreischend, hustend, gurgelnd. Eine einstündige, tollkühn surreale Untersuchung vokaler Ausdrucks- und Kommunikationsmöglichkeiten, immer an der Schnittstelle zwischen Alltag und Kunst.

Gerhard Persché




PRESSEINFORMATION „FLASCHENPOST“
Récitations von Georges Aperghis

(Wien, 28.2.2011) Die OPER UNTERWEGS begibt sich wieder hinein in die Öffentlichkeit, mischt sich ein in das Wiener Alltagsleben und unter die Menschen dieser Stadt. Nach der historischen S-Bahn im Jahr 2009 und einer Fabrikhalle im letzten Jahr ist dieses Mal das neu renovierte Schwimmbad Hütteldorf Spielort für ein fesselndes Stück Musiktheater des zeitgenössischen Komponisten Georges Aperghis.

Botschaften – deutlich artikuliert oder geheimnisvoll ge!üstert, ein- oder mehrdeutig. Das 1977/78 entstandene Werk Récitations für Solostimme von Georges Aperghis experimentiert mit Lauten, einzelnen Silben und Wörtern. Dabei entstehen in der Phantasie bei jeder Realisierung neue Geschichten. Der 1945 in Athen geborene und seit den 1960er Jahren in Frankreich lebende Komponist spielt mit den verschiedensten akustischen Ausdrucksmöglichkeiten des Menschen. Im Zentrum steht die darstellende Frau, interpretiert von Franziska Sörensen, die alle Gefühlswelten durchwandert. Kulisse für dieses einnehmende, auch mit komischen Elementen durchsetzte Kunstwerk bildet das Schwimmbad Hütteldorf mit seiner ganz eigenen Akustik und dem hier allgegenwärtigen, existenziellen Element Wasser. Alle Informationen finden Sie unter: www.oper-unterwegs.at

Besetzung
Musikalische Leitung Raoul Grüneis / Konzept und Inszenierung Helga Utz / Ausstattung Thomas Unthan / Frau Franziska Sörensen / Mann Benjamin Lew-Klon / Mädchen Fiona Aschenbrenner

Spielplan
Donnerstag 7. April, 21:15 Uhr (Premiere)
Sonntag 10. April, 20:15 Uhr
Dienstag 12. April, 21:15 Uhr
Mittwoch 13. April, 21:145 Uhr
Donnerstag 14. April, 21:15 Uhr
Sonntag 17. April, 20:15 Uhr (letzte Vorstellung)

Spielort
Hallenbad Hütteldorf (ehemals Waldbad Penzing), 14. Bezirk,
Linzer Straße 376-390. Erreichbar mit der Straßenbahn Linie 49 bis Bahnhofstraße oder mit der U4 Endstation Hütteldorf.

Karten ab sofort erhältlich
per E-Mail info@oper-unterwegs.at, Telefon 0664/84 077 85
Preis: 15 €, ermäßigt 11 € (Schüler, Studenten, Zivildienstleistende, Asylbewerber und Arbeitslose)

Pressekarten und Informationen
Christina Eder-Meißner, OPER UNTERWEGS Public Relations,
Wir laden Sie herzlich zu einer Probe ein, in der Sie sich vor Ort in-formieren und auch gerne Aufnahmen machen können: Mittwoch,
30. März 2011, 12 Uhr, Schwimmbad Hütteldorf.
Bitte um Anmeldung
Telefon 0699/10 775 118, E-Mail eder-meissner@oper-unterwegs.at.

Rückfragen
Helga Utz, OPER UNTERWEGS,
Telefon 0664.840 77 85, eMail info@oper-unterwegs.at

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