INGEBORG BACHMANN

Ingeborg Bachmann, 1926-1973, ist eine der bedeutendsten Lyrikerinnen und Prosaschriftstellerinnen des 20. Jahrhunderts. Sie verbrachte als das erste Kind des Schuldirektors Mathias Bachmann ihre Jugend in Kärnten. Von 1945 bis 1950 studierte sie; sie dissertierte über Heidegger bei Victor Kraft, der letzte in Wien lehrende Philosoph des in den 30er Jahren aus Wien vertriebenen Wiener Kreises, mit dem sie ein Verhältnis unterhielt.

Sie lernte Paul Celan, Ilse Aichinger und Klaus Demus kennen; mit Celan ging sie eine Liebesverbindung ein. Sie war Hörfunkredakteurin beim Sender Rot-Weiß-Rot (1952 erstes Hörspiel Ein Geschäft mit Träumen). 1953 erhielt sie den Literaturpreis der Gruppe 47 für den Gedichtband Die gestundete Zeit und ging nach Italien: Ischia, Neapel, schließlich Rom. Mit Hans Werner Henze entstanden ab 1955 das Hörspiel Die Zikaden, die Ballettpantomime Der Idiot und die Opernlibretti Der Prinz von Homburg und Der junge Lord.

1956 folgte der Gedichtband Anrufung des Großen Bären, 1957 wurde sie Dramaturgin beim Bayerischen Fernsehen, weshalb sie nach München ging. 1959 hielt sie die Dankesrede für den Hörspielpreis der Kriegsblinden mit dem bekannt gewordenen Titel Die Wahrheit ist dem Menschen zumutbar und begann im Herbst mit Poetik-Vorlesungen in Frankfurt. Der 1961 erschienene Erzählband Das dreißigste Jahr enthält Undine geht und erhielt den Deutschen Kritikerpreis.

1958 begegnete sie Max Frisch, für den sie nach Zürich umzog, ab 1960 lebte sie mit ihm in einer gemeinsamen Wohnung in Rom. 1962 erfolgte die Trennung, die sie nur schwer verkraftete.

Sie zog nach Berlin, wo sie bis 1965 blieb. Sie begann die Arbeit an der unvollendet gebliebenen Romantrilogie Todesarten, von der sie 1971 den ersten Band Malina veröffentlichte, und zog zurück nach Rom. Sie veröffentlichte nur noch sporadisch Gedichte und litt unter Tabletten- und Alkoholabhängigkeit. 1967 verließ sie den Piper Verlag, weil dieser den ehemaligen HJ-Führer Hans Baumann mit einer Übersetzung von Anna Achmatowas Requiem beauftragt hatte, und wechselte zum Suhrkamp Verlag. Ihr Erzählband Simultan erschien 1972 und wurde mit dem Anton-Wildgans-Preis ausgezeichnet.

In der Nacht vom 25. auf den 26. September 1973 erlitt sie in ihrer römischen Wohnung durch einen Brand schwere Verletzungen, an deren Folgen sie am 17. Oktober 1973 im Krankenhaus Sant'Eugenio starb.